Volker Kling
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Noch ein Ort, genauer: eine Gemeinschaft, wo ich freundliche Aufnahme fand. Im Literatur-Gesprächskreis der Freireligiösen Gemeinde werden im "Eckzimmer" Texte wie Gionos "Der Mann, der Bäume pflanzte" diskutiert, letztlich geht es um keine geringere Frage als "wie gibt man seinem Leben einen Sinn." [Es geht bei all den Gesprächen um nichts Geringeres als Sinn, Fremdsein in dieser Welt und Flucht auch. Sonst wär's zu einfach. Aktueller Impuls: Bilderausstellung von Nuray Yavuz.]
Die Lauerschen Gärten befinden sich en face des Gemeindezentrums im Karl-Weiss-Heim, nur durch eine schmale Straße getrennt und bilden in meiner Denke ein Ensemble.
Ich nutze diese kleine Grünanlage, mit diesem Fragment der ehemaligen Befestigungsmauer und den großartigen Bäumen (sind es Platanen, ich weiss nicht) - ich nutze diesen Stadtpark, der mir immer ein wenig so vorkommt, als liege er in einem verwunschenen Schlaf, nur zum Transit, nicht zum Verweilen.
Das ist keine Geringschätzung.
Doch vor der etwas versteckten Bronzeplastik einer "Flötenspielerin" von Hermann Geibel, entstanden fünf Jahre nach Ende des zweiten Weltkriegs, "ein Frühlingslied zwischen Ruinen und Neubauten" hieß es damals in einem Zeitungsartikel, stehe ich immer einige Minuten stramm.
Das ist Pflicht.
[Heute stehen die Ruinen anderswo. Und morgen? 'Ene, mene, muh und raus bist du.']
Wenn ich *dringende* oder sogar *wichtige* Dinge in den Quadraten zu erledigen habe, dann ist das hier für mich das *Wesentliche*.
Weil es mich im Innersten berührt.